Pauschalisierungen und Allgemeinplätze sind, wie im richtigen Leben, auch in der Gartengestaltung unbedingt zu vermeiden. Dass Stauden nach ein paar Jahren aufgenommen, geteilt und wieder gepflanzt werden sollen, um vital zu bleiben, ist ein solcher. Vielleicht gilt das für kurzlebige Stauden, bei denen das Individuum nicht lange lebt. Diese Pflanzen werfen aber meist auch sehr viele Samen, so dass sich die Art durch Selbstaussaat erhält. Das wiederum entgeht dem Gartenbesitzer, der jeden Sämling ohne Ausnahme jätet oder erst gar nicht keimen lässt. Dabei führt doch gerade das Spielen mit dem Zufall, der Einfluss von Wind und Wetter zu spannenden, wie gewachsenen erscheinenden Pflanzbildern, die sich keine Gärtnerin ausdenken kann.
Manchmal kommt es bei hohen Gräsern oder flächig wachsenden, höheren Stauden zum Verkahlen in der Mitte. Auch das ist kein Grund in Panik zu verfallen. Meist bildet sich diese kreisrunde Fehlstelle inmitten der Pflanzen, ganz wie die Tonsur auf dem Kopf des Gärtners. Hier fehlen mit der Zeit Nährstoffe, die Pflanzen suchen diese im Außen und vernachlässigen das Innen. Hier hilft manchmal schon eine Kompostgabe und/oder Düngergabe, um dieses Abwandern zu verhindern und rückgängig zu machen. Bei Männern ist das nicht so.
Dass Pflanzen wie Hosta, Helleborus oder Pfingstrosen sehr alt werden können, weiß ich aus der Literatur. Nun komme ich in das Alter, in dem ich selbst erleben kann, was das bedeutet.
Ich erinnere mich, dass ich in jungen Jahren von der Aussage überrascht war, es gäbe im Sichtungsgarten Weihenstephan Flächen mit Waldsteinia geoides, die 30, 40 Jahre alt seien. Unglaublich!
Von wegen, nun haben drei Flächen von Bodendeckern in meinem eigenen Garten die 30 erreicht.
Anfang der 90er lebten wir schon einige Jahre hier und konnten dann das Haus kaufen. Aus dieser Zeit stammen die folgenden Anpflanzungen:
Balkanstorchschnabel Geranium macrorrhizum in einem schmalen Streifen an der Ostseite des Hauses; eine grosse Fläche Elfenblumen Epimedium x perralchicum ‘Frohnleiten‘, die bei Umbaumaßnahmen gerettet wurden und, vielleicht am erstaunlichsten, das niedrige tränende Herz Dicentra eximia zwischen Wasserdost, Schneefelberich, Akeleien und Wiesenrauten an einer der wenigen feuchten Stellen an der Terrasse.
Mein Ziel: Dass der mächtige Ahornbaum, die Birkengruppe und die Eiche mich überleben. Diese waren schon groß, als wir einzogen. Mal sehen, wie es ausgeht.