Sickermulden Gangelt 2022


Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit Pflanzen für trockene Standorte, lange bevor der Klimawandel die Auswirkungen hatte, die wir heute sehen müssen.
Eine neu angelegte, grossflächige Trockenpflanzung hat sich nun trotz oder wegen der Trockenheit, der Wärme und dem vielen Sonnenschein in diesem Jahr sehr gut entwickelt.

Technisch gesehen handelt es sich bei diesem Projekt um die Begrünung einer Rohrrigole, die das auf dem Dach der Firmenhalle anfallende Regenwasser sammelt und in zwei insgesamt 600 m² große Sickermulden einleitet. Nach einem Starkregenereignis darf das Wasser in den Mulden für 24 Stunden lang 30cm hoch anstauen und muss dann wieder versickert sein. Diese kurze Überflutung vertragen die gewählten Blütenstauden, Gräser, Sträucher und Zwiebelblumen. In der Praxis handelt es sich um eine Trockenpflanzung, da nur ca. 20 cm Mutterboden über der meterdicken Sand- und Kiesschicht aufliegen, in die das Regenwasser eingeleitet wird.

Ein Experiment ist die Pflanzung der 9x9cm Staudentöpfe in 15 cm Estrichsand, ein Vorgehen, das neben anderen Till Hofmann und Fine Molz von „Die Staudengärtnerei“ aus Rödelsee praktizieren und bekannt gemacht haben. In diese Sandschicht, die ja samen- und wurzelunkrautfrei ist, wurden dann die Kleingehölze und Stauden gepflanzt und auch die Blumenzwiebeln wie Zierlauch, Crocus, Scilla und Wildtulpen gelegt.


Die Vorteile:
– Nur grobe Unkrautentfernung und Bodenbarbeitung nötig
– Einfaches und schnelles Pflanzen, auch der Zwiebelblumen
– Kaum Unkrautaufkommen, da der Sand praktisch samenfrei ist
– Einfaches Jäten von anfliegendem Unkraut und der Selbstaussaat der Stauden


Die Nachteile:
– Sorgfältiges Wässern im ersten Standjahr, da die Wurzeln der Pflanzen möglichst schnell die Mutterbodenschicht erreichen sollen. Aber dies gilt natürlich für alle Pflanzungen im ersten Standjahr.

Schon nach wenigen Monaten hat sich die Pflanzung entwickelt. Noch ist viel Sand zwischen den Pflanzen zu sehen, aber schon im Folgejahr ist das deutlich weniger. Im Laufe des dritten Jahres soll die Pflanzung dann geschlossen sein und die Bodendecker werden eine geschlossene Decke gebildet haben. Eine Sitzfläche zwischen den beiden Sickermulden nutzt die Belegschaft für Pausen und Grillfeste. Markante Pflanzsilhouetten wie Riesenfedergräser-Stipa gigantea sind vereinzelt in die Pflanzung eingestreut. Die zweijährigen, graulaubigen Königskerzen-Verbascum erhalten sich vermutlich durch Selbstaussaat.

Aus einer Einsaat einjähriger Sommerblumen im Vorjahr stammen Eyecatcher wie Gold- und Ziermohn, Ackerrittersporn und Jungfer im Grünen. Sie lockern die Fläche mit ihren fröhlichen Farben auf, solange die Stauden noch klein und die Teppiche nicht dicht geschlossen sind.
Zur Pflanzung gehören neben den Stauden, Zwiebeln und Gräsern einige trockenheitsverträgliche Kleingehölze wie Schmetterlingssträucher-Buddleia Buzz und Nanho-Sorten, Blauraute-Perovskia, Mönchspfeffer-Vitex agnus-castus, Bleibusch und Bartblume-Caryopteris.

Trockengarten Ende Mai


Der Trockengarten Ende Mai 2024

Bläuliche Wolfsmilch Euphorbia seguieriana ssp.niciciana

Neueste Aufnahmen zeigen das Beet im dritten Standjahr.

Im September des dritten Standjahres ist ein guter Teil der Flächen zugewachsen. Einige Stauden säen sich aus und füllen Lücken und offene Stellen wie gewünscht. Problematisch ist nur die Selbstaussaat von Briza media und Knautia macedonica.
Jetzt zeigt sich der grosse Vorteil einer Pflanzung in Sand. Unerwünschte Beikräuter lassen sich in der Regel dank der Pflanzung in Sand einfach entfernen.

Das Riesenfedergras Stipa gigantea ist auch drei Monate nach der Hauptblüte immer noch ein attraktives Solitärgras.

Im Randbereich der Sickermulde entlang des Zauns steht ein normaler Gartenboden an. Hier wachsen verschiedene Ziersträucher wie Aronia, Cornus, Wildrosen und Spireen und andere. Jetzt im September fruchtet der Sanddorn Hippophae rhamnoides mit seinen leuchtend-orangen Früchten.