Genau weiß ich es nicht, aber 30 Jahre wird es jetzt her sein, dass meine Frau und ich uns für einen Fächerblattbaum als Straßenbaum an unserem Haus entschieden haben. Ich weiß noch, dass unser Nachbar eine Rosskastanie für diese Stelle vorschlug. Das hätte den Hof schnell schattig und dunkel gemacht.
Ob der Ginkgo mit seiner interessanten Geschichte, dem tollen Laub, dem schlanken Wuchs, lichtem Schattenwurf und der Herbstfärbung, ‘leuchtend wie die Sonne an trüben Herbsttagen‘, eine gute Wahl war, wird sich noch zeigen. Das war er bis jetzt. Denn was ich naturgemäß nicht wissen konnte und sich erst in diesem Jahr herausstellte: Es ist ein weiblicher Ginko und damit der Träger von Früchten.
Etwas, das die Nachbarn vielleicht nicht wussten und ich lange erfolgreich verdrängt habe: reife Früchte, die auf dem Boden landen und matschig werden, geben den Geruch von Buttersäure ab. Für den Geruch ließen sich auch andere Beschreibungen finden. Das spare ich mir hier.
Noch sind die Früchte an einer Hand abzuzählen, das wird sich wohl in Zukunft ändern. Die Nachbarn signalisieren Verständnis und winken ab. Keine Fällgefahr.
Einer Kundin wurde von einem Baumschulbesitzer aus dem Oldenburger Land abgeraten, kein Zukunfts(klima)baum. Das sehen viele Fachleute ganz anders.
Daß der Ginkgobaum ein lebendes Fossil ist, entwicklungsgeschichtlich zwischen den Nadel- und Laubgehölzen steht und sein Extrakt dem Denken auf die Sprünge helfen soll, ist bekannt. Dass ein Exemplar 1,5 Kilometer vom Zentrum des Abwurfs die Atombombenexplosion in Hiroshima überlebte, vielleicht auch. Aber dass die Japaner die reifen Früchte sammeln und in der Küche verwenden, wusste ich nicht. Das weiß meine andere Nachbarin, die mit einer Japanerin befreundet ist. Und freut sich nach wie vor über die Ginkgodame neben unserem Haus.